Sprachlernkurse

Der Unterricht von Flüchtlingskindern und anderen Schülerinnen und Schülern, die keine oder nur geringe Kenntnisse in der deutschen Sprache haben, unterliegt besonderen Anforderungen. Im vorliegenden Konzept wird dargestellt wie unsere Schulen diese umsetzen.

Alphabetisierung

Viele Flüchtlingskinder sind überhaupt nicht oder aber nicht in der lateinischen Sprache alphabetisiert. Kinder mit arabischer Schrift schreiben von rechts nach links und arbeiten oft auch im Heft von hinten nach vorne. Das Einhalten von Schreiblinien fällt ihnen oftmals schwer. Hier muss zunächst ein Schreiblehrgang in der Grundschrift durchgeführt werden.

Schul- und Arbeitsmaterial

Ein Vorrat von Materialien sollte in der Schule vorhanden sein, da Flüchtlingskinder zunächst über keine oder nur über wenige Arbeitsmaterialien verfügen.

Schullaufbahn

Die Schullaufbahn von vielen Flüchtlingskindern ist nicht stringent, mache haben keine oder nur eine unterbrochene Schullaufbahn. Aufgrund dieser Heterogenität gibt es unterschiedliche Wissensstände und Unterschiede in der sozialen Entwicklung.

Elternarbeit

Die Elternarbeit gestaltet sich sehr schwierig, da Eltern die deutschen Schulstrukturen nicht kennen und die deutsche Sprache nicht sprechen. Das Aufnahmegespräch sollte ausführlich sein und gemeinsam mit einer Lehrkraft aus dem DAZ-Unterrichtsbereich geführt werden. Bei einer größeren Anmeldezahl wäre ein Dolmetscher (insbesondere der arabischen Sprache) wichtig.

Organisation der Sprachlernkurse

In einem Aufnahmegespräch mit der Klassenlehrerin bzw. dem Klassenlehrer oder der Koordinatorin bzw. dem Koordinator aus dem DAZ-Bereich sollen die schulischen Voraussetzungen und der Kenntnisstand in Deutsch und Englisch erfragt werden. Außerdem wird geprüft, ob die Schülerinnen und Schüler die lateinische Schrift kennen oder eine Alphabetisierung in der Schriftsprache erfolgen muss. Anschließend werden die SuS einer Regelklasse als Stammklasse zugeordnet.

Primarstufe

Im Primarbereich werden die Kinder nichtdeutscher Herkunft direkt einer Regelklasse zugewiesen. Die Förderung erfolgt durch Sprachförderkurse, die in Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse unterteilt sind. Die Kinder sollen an allen Fächern in ihrer Klasse teilnehmen und lediglich in den Deutschstunden an den Sprachförderkursen teilnehmen. Im Anfängerkurs geht es primär um die Erweiterung des Wortschatzes im Hinblick auf den Alltagswortschatz. Themen sind hier unter anderem Schule, Familie, Farben und Zahlen, Lebensmittel, Freizeit und Sport. Die Aneignung der deutschen Sprache erfolgt insbesondere am Anfang spielerisch beispielsweise durch ‚Ich sehe was, was du nicht siehst‘ und Memory, aber auch durch das gezielte Schaffen von Sprechanlässen über Wimmelbilder und Bildkarten.
Durch differenziertes Material sollen unterschiedliche sprachliche Aspekte gefördert werden. Dazu gehören unter anderem:

  • Kommunikative Entwicklung,
  • Ausspracheentwicklung,
  • Grundlagen des Grundwortschatzes,
  • Übungen zur phonologischen Bewusstheit,
  • Sprachrhythmus.

Nach und nach erfolgt die Förderung des Hörverstehens, des Schreibens und des Lesens erster einfacher Wörter. Ziel ist eine ganzheitliche Sprachbildung in allen Fächern.
Im Fortgeschrittenenkurs wird weiterhin an der Erweiterung des Wortschatzes gearbeitet, allerdings immer in Verbindung mit gezielten Schreib- und Leseaufgaben. Inhaltliche Aspekte sind folgende:

  • Bildung vollständiger Sätze
  • Buchstaben-Lautzuordnung
  • Lautgetreues Schreiben
  • Sinnerfassendes Lesen auf Wort-, Satz- und Textebene
  • Erweiterung des Grundwortschatzes

In beiden Kursen wird unter anderem mit folgendem Material gearbeitet:

  • Komm zu Wort 1 und 2 sowie die Begleitmaterialien
  • Wimmelbücher
  • DaZ im Sachunterricht

Sekundarstufe I

In die Sprachlernkurse werden maximal 16 Schülerinnen und Schüler aufgenommen. Diese Schülerinnen und Schüler verfügen über keine oder nur geringe Deutschkenntnisse, so dass sie nicht in einer Regelklasse aufgenommen werden können.
Deutsch ist von Anfang an die Unterrichtssprache und gemeinsame Sprache in den Sprachlernkursen. Da die Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Ländern mit ganz unterschiedlichen Herkunftssprachen sowie einem unterschiedlichen kulturellen Hintergrund in einem Kurs zusammengefasst werden, sollen sie so konzentriert und nachhaltig die deutsche Sprache erlernen.
In der Regel besuchen die SuS ein Jahr die Sprachlernkurse. Allerdings zeigten die Erfahrungen, dass nach einem Jahr das angestrebte Sprachlernniveau B1 nicht erreicht wird. Deshalb besuchen die Schülerinnen und Schüler bis zu zwei Jahre die Sprachlernkurse, die in unterschiedliche Sprachlernniveaus unterteilt sind. Danach sollten sie in die Stammklasse übergehen, jedoch weiterhin Sprachförderung durch Förderstunden erhalten. Insbesondere die Schülerinnen und Schüler, die die Regelklassen in Jahrgang 9 besuchen, benötigen weiterhin Förderung, um den Hauptschulabschluss zu erlangen. Viele dieser Schülerinnen und Schüler haben nur in der Schule Kontakt mit der deutschen Sprache, da privat ihre Muttersprache gesprochen wird, sodass eine intensive Förderung weiterhin notwendig ist.

In den Sprachlernkursen erhalten die Schülerinnen und Schüler 18 - 20 Unterrichtsstunden Deutschunterricht in differenzierten Gruppen, denn die Unterschiede in den Deutschkenntnissen werden im Laufe der Zeit sehr groß. Zusätzlich werden zwei Unterrichtsstunden Englisch erteilt. Die restlichen Unterrichtsstunden nehmen die Sprachlernschülerinnen und -schüler am Unterricht der Regelklasse teil.
Im Rahmen des teilgebundenen Ganztagsangebots können die SuS am gemeinsamen Mittagessen in der Mensa sowie an AGs teilnehmen.
Die Schülerinnen und Schüler werden zwei Jahre nicht benotet, sie erhalten aber Sprachlernzeugnisse bzw. Lernentwicklungsberichte, die insbesondere ihren Kenntnisstand und ihre Fortschritte in Deutsch beschreiben. Hier werden auch notwendige Fördermaßnahmen festgehalten. In den Regelklassen nehmen sie in den übrigen Stunden teil, werden in den sprachlich intensiven Fächern bis zu zwei Jahre nicht bewertet. In den nicht-sprachintensiven Fächern kann eine Benotung stattfinden, um den Schülerinnen und Schülern ihre Leistungen positiv zu bescheinigen und um sie an das Bewertungssystem heranzuführen.
Alle Lehrkräfte der Sprachlernklasse arbeiten im Team und halten auch über die Klassenlehrerin bzw. den Klassenlehrer Kontakt mit Eltern, Verwandten oder Vormund.

Jede Schülerin und jeder Schüler der Sprachlernklasse muss ein Anwesenheits- und Mitteilungsbuch führen, um den regelmäßigen Schulbesuch in der Stammklasse zu dokumentieren. Dieses wird ebenfalls für den regelmäßigen Austausch von Informationen in schriftlicher Form von Kollegen, Betreuern und Eltern genutzt.
Die Sprachlernklasse sollte sich auch öffnen für die ehrenamtliche bzw. freiwillige Arbeit, z.B. von ehemaligen Kollegen, Lesementoren, Nachbarn etc.
Unterrichtsgestaltung

  • Schreiblehrgang (Druckschrift oder Grundschrift)
  • Äußere Differenzierung - Einteilung der Schülerinnen und Schüler nach Leistungsstand GER (A1, A2)
  • Innere Differenzierung (z.B. Wochenplan Lerntheke Lernbuffet)
  • Förderpläne
  • Arbeit mit Lehrwerken „Wir neu“ (A1, A2, B1), Internet
  • Stoffverteilungsplan (siehe Anhang)
  • Kenntnisüberprüfungen
  • Deutschprüfungen im Rahmen des GER (Referenzrahmen)
  • Unterrichtsgänge

Erarbeitet von Birgitt Klemp-Raske im April 2016
Ergänzt und überabeitet durch Melanie Bartling und Maren Lange im Februar 2017